Das kleine Gedicht

 

Gedichte bringen jede Sprache zum Klingen; sie sind weit mehr als nur Reime dich oder ich fresse dich und weisen immer über den letzten Jambus hinaus. Deshalb sei an dieser Stelle Lyrik aus meiner Feder vorgestellt.

 

 

Lenz und Frühling

 

 

 

Der Lenz, begabt nach alter Weise,

In seiner Dichterklause schmollt.

Hat man ihn doch erklärt zum Greise

Und ihn fortan nicht mehr gewollt.

 

Vor Jahren viel den Deutschen wärmte

Das Neuwort „Frühling“ mehr das Herz.

Der Lenz darüber bald verhärmte

Und litt des Unterlegenen Schmerz.

 

Seitdem, da Zeit durchs Land gezogen,

Der Frühling viel an Kraft verliert.

Erscheint dies Wort nun wie verbogen,

Zu flach und überstrapaziert.

 

O du mein Lenz, sei mir willkommen,

Lass hinter dir der Klause Pfort.

Ich warte sehnlich auf dein Frommen,

Treib endlich du den Winter fort!

 


Martin Meyer

Schriftsteller und Musiker


© Autorenfoto unten links: Manuela Obermeier

© (Autoren)Fotos Hintergrund & Slideshow: Ulrike Schaller-Scholz-Koenen, Manuela Obermeier und Vera Trescher

 

 

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